Orange Days

25. November 2022 – 10. Dezember 2022

Vom „Tag gegen Gewalt“ bis zum „Tag der Menschenrechte“

Jedes Jahr am 25. November wird auf die noch immer weitverbreitete Gewalt gegen Frauen und Mädchen aufmerksam gemacht. In diesem Jahr widmet sich der Aktionstag dem Thema häusliche Gewalt.

Unsere Aktivitäten in Zusammenarbeit mit der Gleichstellungsbeauftragten der Stadt Dessau Roßlau, Claudia Heß,
und weiteren Partner:innen
Um das Anliegen der Orange Days optisch nach außen zu tragen, haben wir einen Button produziert.
Postkarten mit den Kontaktdaten aller Beratungsstellen der Stadt im Kontext „Keine Gewalt gegen Frauen“ verteilen wir auch über die Orange Days hinaus nicht nur physisch, sondern auch über unsere digitalen Netzwerke. Helfen Sie uns gern dabei. Hier finden Sie unsere digitale Postkarte: PDF | JPG

Der Facharbeitskreis gegen häusliche Gewalt in Dessau-Roßlau macht mit einer besonderen Aktion auf den Tag aufmerksam. In Kooperation mit der Gleichstellungsbeauftragten der Stadt Dessau-Roßlau, Wildwasser Dessau e.V., der Interventionsstelle Dessau-Roßlau sowie den Soroptimisten Dessau-Wörlitz und der Hochschule Anhalt findet am Freitag, dem 25.11.2022 um 17.00 Uhr eine Theateraufführung im Bauhausmuseum Dessau (Mies-van-der-Rohe-Platz 1, 06844 Dessau-Roßlau) statt. Plakat als PDF

Gezeigt wird das Theaterstück „Die Frau, die gegen Türen rannte“ von Roddy Doyle. In einem anschließenden Podiumsgespräch wird die regionale Situation in Dessau-Roßlau näher beleuchtet und die verschiedenen Beratungsangebote vor Ort stellen sich vor. Die Aufführung sowie das Podiumsgespräch sind für interessierte Besucher*innen kostenfrei. Wir bitten lediglich um eine Anmeldung per E-Mail unter gleichstellungsbuero@dessau-rosslau.de

„Die Frau, die gegen Türen rannte“: Für Paula Spencer ist mit 39 Jahren das Meiste in ihrem Leben schon gelaufen. Und es ist nicht gut gelaufen. Den geblümten Schlafzimmervorhang, der im Sommerwind über ihrem Kinderbett wehte, hat es nie gegeben – aber die Übergriffe ihres Vaters. In der Schule wird sie knapp über Sonderklassenniveau eingestuft. Zwischen abgestumpften Lehrern und zudringlichen Banknachbarn trainiert sie schmutziges Denken und abgebrühtes Benehmen. Dann gründet sie mit ihrer Jugendliebe Charlo eine Familie. Und immer wieder sitzt sie im Krankenhaus und erklärt ihre Verletzungen damit, dass sie gegen eine Tür gelaufen sei. Nun ist Charlo tot und Paula beginnt zu sprechen.

Das Theaterstück erzählt in rund 80 Minuten die Geschichte einer alkoholsüchtigen Frau, die allen Widerwärtigkeiten und Demütigungen zum Trotz ihr Leben in die Hand nimmt. Ein furioser Monolog über eine enttäuschte Liebe und den unermüdlichen Versuch, das Leben aus eigener Kraft in den Griff zu bekommen.

ENSEMBLE: DIE KOMPLIZEN – FREIES SCHAUSPIEL
Schauspiel: Lisa Bihl
Musikdesign: Julius Richter
Inszenierung: Thomas Ulrich

25. November 2021 – Start der Orange Days 2021

Mit dem heutigen Internationalen Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen beginnen die Orange Days! Bis zum 10. Dezember, dem Internationalen Tag der Menschenrechte, liegt der Fokus weltweit auf der nachhaltigen Verwirklichung der Grundrechte von Frauen.

Auf verschiedenen Ebenen haben wir als Gesellschaft deshalb noch viel zu tun – unter anderem bei der Bekämpfung von Klischees.
Bestimmte Geschlechtsstereotypen beginnen schon im Kleinkindalter und verhindern später die Gleichstellung. Gewaltprävention beginnt somit schonin der Kita!

In den kommenden 16 Tagen richten wir den Fokus jeweils auf verschiedene Facetten der Ungleichbehandlung der Geschlechter und möchten so für all das sensibilisieren.

UN WOMEN Deutschland – Mehr Informationen …

Soroptimist International Deutschland – Mehr Informationen …

Orange Days 2020

In Orange hat unser Club Soroptimist International Dessau-Wörlitz gemeinsam mit dem Wittenberger Stadtmarketing anlässlich des Orange Days das Wittenberger Rathaus beleuchten lassen. Eine Aktion, die eine breite Resonanz in den lokalen Medien gefunden hat, in denen auf das Anliegen der Orange Days aufmerksam gemacht wurde. Die beiden Wittenberger Clubschwestern Reinhild Hugenroth und Carla Hanus freuten sich über die Aktion, auch wenn coronabedingt nur wenige Menschen in der Stadt unterwegs waren.

https://www.unwomen.de/aktuelles/aktuelle-kampagnen/16-tage-zur-beendigung-der-gewalt-gegen-frauen-2020.html

Zusammenfassung der Antworten zu Beratungsangeboten für von Gewalt betroffenen Frauen in Dessau- Roßlau – Projekt im Rahmen der Orange Days 2020

Das Thema der vom 25.11.2020 bis 10.12. 2020 andauernden Orange Days „Sage Nein zu Gewalt gegen Frauen“ rückt u. a. die Frage nach Hilfsangeboten für betroffene Frauen mit in den Fokus. Auch in unserer Stadt gibt es zahlreiche Hilfsangebote, Orte, die Gelegenheit bieten, sich zu informieren oder beraten zu lassen, Orte, die konkreten Schutz bieten und solche, an denen man neben der Beratung Gelegenheiten findet, sozialer Isolation und Einsamkeit zu entkommen.

Solch ein Ort ist das Frauenzentrum, das als Kommunikations- und Begegnungszentrum ein Treffpunkt für die Frauen aus Dessau-Roßlau und Umgebung ist. Das FZ leistet frauenspezifische, kultur- politische Arbeit und entwickelt Angebote in den Bereichen Politik, Kultur, Bildung, Integration u.v.m.. Mit diesen Angeboten soll die persönliche und soziale Entwicklung von Frauen und Mädchen unterstützt und gefördert werden.
Hier wird Frauen in problematischen Lebenssituationen ein niederschwelliges Beratungsangebot (z. B. im Rahmen der neu eingerichteten anonymen Beratung durch sog. Entlastungsgespräche in psycho- sozialen, familiären und finanziellen Problemsituationen) unterbreitet oder es kann an andere Beratungsstellen vermittelt werden. Das Thema der häuslichen Gewalt steht hier nicht so stark im Vordergrund, aber betroffene Frauen können an das Frauenhaus vermittelt und dort weiter unterstützt werden.
Oftmals haben betroffene Frauen nicht den Überblick über mögliche Beratungsstellen. Frauen, die sich hilfesuchend an das Frauenzentrum wenden, um Gewalterfahrungen zu reflektieren oder zu verarbeiten können hier dennoch Informationen über die speziellen Beratungsangebote erhalten, wie z. B. den Verein Wildwasser e.V..

Der Verein Wildwasser e.V. ist eine Beratungsstelle für Opfer von sexuellem Missbrauch und körperlicher Gewalt. Opfer sexueller Übergriffe und körperlicher Gewalterfahrungen können hier z. B. telefonische und persönliche Beratung erhalten, ebenso Beratung in akuten Krisen und eine Nachbetreuung von Therapien.
Betroffene werden bei Antragstellungen unterstützt und erfahren im Bedarfsfall Begleitung zu AnwältInnen, ÄrztInnen und Behörden sowie psychosoziale Begleitung in Gerichtsverfahren.
Erwachsene Frauen, die in ihrer Kindheit sexuell missbraucht wurden und Gewalt erleben mussten oder Eltern (meist Mütter), deren Kinder sexuelle Übergriffe erlebt haben finden in dieser Beratungsstelle einen helfenden Ansprechpartner. Erlebte Misshandlungen liegen häufig ein, 2 oder 3 Jahre zurück und die MitarbeiterInnen des Vereins sind meist der erste Ansprechpartner, mit denen Betroffene versuchen, erlebte Kindheitstraumata aufzuarbeiten.
Im Bereich des Kinder- und Jugendschutzes sind sexuelle Übergriffe, die in der Gegenwart stattgefunden haben und der damit verbundene Opferschutz ein wesentliches Tätigkeitsfeld dieses Vereins. Nach der eigenen Einschätzung erstreckt sich die Hauptaufgabe des Vereins auf Fälle von Gewalt gegen Kinder im häuslichen Umfeld und dort erlebte sexuelle Misshandlungen.
Die Leiterin hat angegeben, dass das Durchschnittsalter der Klientinnen bei etwa 45 Jahre liege, die meisten von ihnen seien über mehrere Jahre von männlichen Bezugspersonen sexuell missbraucht worden, wobei männliche Bezugspersonen sowohl Väter, Stiefväter, Großväter oder sonstige Familien familiäre Angehörige seien. Häufig habe ein enger und langer Kontakt zwischen den Tätern und Opfern bestanden.
Oberstes Ziel der Beratungs- und Gesprächsangebote ist es, die Verantwortung für die Tat von den Opfern zu nehmen und im Bedarfsfall zusätzliche therapeutische Behandlungsmöglichkeiten anzubieten.

Die durch die Corona Pandemie bestehenden besonderen Situationen durch Home – Office und Quarantäne bilden – nach Erfahrungen der MitarbeiterInnen des Vereins eine latente Gefahr, dass Täter diese Situationen ausnutzen und einen intensiveren Kontakt zu Opfern herstellen könnten und sich somit die Zahl sexueller Übergriffe auf Kinder und Jugendliche gerade in dieser Zeit erhöhen könnte.

Eine besonders wichtige Einrichtung zum Schutz von betroffenen Frauen ist das Frauen- und Kinderschutzhaus.
Dieses bietet Frauen und Kindern, die Opfer körperlicher oder seelischer Gewalt geworden sind, eine sichere Unterkunft und Hilfe bei der Bewältigung und Lösung ihrer Probleme. Die Hauptaufgabe besteht darin, den Betroffenen Sicherheit zu bieten und sie in psychischer und finanzieller Hinsicht zu stabilisieren. Der Aufenthalt im Frauenhaus kann genutzt werden, um unter fachkundiger Hilfe einen neuen Lebensplan zu entwerfen.
Die Unterstützungsangebote sind vielfältig, sie reichen von Hilfen bei Beantragung finanzieller Mittel bei Behörden und Ämtern bis hin zur Begleitung zum Jugendamt oder zu anderen Ämtern. Die Vermittlung in die Schuldnerberatung oder eine unterstützende schnelle Versorgung mit Lebensmitteln durch die Tafel sowie von Kleidung durch die Kleiderkammer der ASG gehören mit zu den Hilfsangeboten.
Durch die MitarbeiterInnen des Frauenhauses werden Frauen unterstützt, eine neue Wohnung zu suchen und notwendige Anträge und Unterlagen auszufüllen. Das Frauenhaus hält auch mobile Hilfsangebote vor, die anonym erfolgen. Der im sozial-kulturellen Frauenzentrum angebotene Beratungstermin wird durch die MitarbeiterInnen des Frauenhauses betreut.
Beratungen können – unabhängig von einer möglichen Aufnahme in das Frauenhaus – erfolgen, telefonisch oder über WhatsApp. Die Aufnahme in das Frauenhaus erfolgt aus einer konkreten Gefährdungssituation heraus, die schnelle Hilfe erfordert. Voraussetzung ist nicht, dass sich die Frau bereits von ihrem Mann trennen will.
Gewalt gegen Kinder spielt in der Tätigkeit des Frauenhauses ebenfalls eine wichtige Rolle. Erlebte Gewalt gegen Mütter führt oft auch zu einer Sekundärtraumatisierung der Kinder, deshalb werden Kinder dort ebenfalls sozialpädagogisch betreut. Das Frauenhaus bietet auch dann Schutz und Hilfe, wenn in einer Beziehung die Kinder misshandelt worden sind, Gewalt gegen Kinder ist auch Gewalt gegen Frauen.
Der Aufenthalt im Frauenhaus bietet nicht nur eine intensive Gefährdungshilfe in einem geschützten Bereich, er bietet eine Möglichkeit für physische, psychische sowie finanzielle Stabilisierung und kann die Grundlage für einen Neuanfang für betroffene Frauen und deren Kinder sein, es gibt noch nach der Entlassung helfende Begleitung.
Das Frauenhaus Dessau-Roßlau bietet Platz für 6 Frauen und 10 Kinder. Der Aufenthalt kann unterschiedlich lange dauern, abhängig davon, unter welchen Gesichtspunkten eine Frau dort um Aufnahme nachsucht und Hilfe und Betreuung notwendig sind.

Vielfach wurde seit Beginn der Corona Pandemie und unter den besonderen Bedingungen von Home Office und Home Scooling sowie Quarantäne ein Anstieg der Gewalt gegen Frauen befürchtet. Erste Studien haben das bestätigt – in einer vom Frauenrat veröffentlichten Studie (www.frauenrat.de) vom Juni 2020 haben 7,5 % der Frauen in Quarantäne oder mit finanziellen Sorgen davon berichtet, häusliche Gewalt erlebt zu haben.

Wurde in unserer Stadt ein Anstieg oder eine Veränderung bemerkt?

Dazu gab es folgende Auskunft:

Es sei generell so, dass der Bedarf, sowohl nach Beratung als auch nach Aufnahmen ins FH, schwankend sei; häufig sei eine Zunahme zum Jahresende hin festzustellen.
Das Frauenhaus führte an, dass es während des Lockdowns im Frühjahr vereinzelte Meldungen darüber gab, dass die Frauenhäuser voll belegt seien; es habe dadurch in dieser Zeit weniger Aufnahmen gegeben; man habe erst im Nachhinein davon erfahren, dass diese Meldungen über belegte Häuser der Anlass waren, dass auch in konkreten Bedarfssituationen gar nicht erst nach Hilfe im FH gefragt worden sei. Deshalb habe man sich bereits hier entschlossen gehabt, den Kontakt über WhatsApp zu ermöglichen.
Tatsächlich sei es nach dem ersten Lockdown zu mehr Anfragen und Aufnahmen gekommen. Es wurde betont, man könne sich immer an die Einrichtung wenden, sollten keine freien Plätze verfügbar sein, vermitteleman die Betroffenen in andere Einrichtungen oder Wohnformen.
Die durch die Hygienevorschriften vorgeschriebenen Beschränkungen führten dazu, dass weniger Personen aufgenommen werden dürfen, was ebenso die tatsächlich relevanten Fälle verschleiere und die mögliche Verschärfung unter den gegenwärtigen Bedingungen nicht korrekt abbilde.
Für das Frauenzentrum wurde darauf verwiesen, dass es schon indirekte Anzeichen für eine verschärfte Gewaltsituation gebe, denn zumindest der Beratungsbedarf habe zugenommen, weshalb das anonyme Beratungsangebot eingerichtet wurde.
Der Verein Wildwasser e.V. berichtete zur aktuellen Situation, der Unterschied zu den Studien sei, dass dort die konkrete Situationen abgefragt werde. Für die Einrichtungen vor Ort sei es so, dass sie nur mitbekommen, wer sich bei ihnen meldet. Deshalb sei es schwierig zu beurteilen, ob es in größerem Umfang zu Problemen mit häuslicher Gewalt gekommen ist. Man löse – gerade im Falle der Beratungen bei Wildwasser e. V. – die Krise im Jetzt, dabei seien sie zu 85 % mit solchen Fällen konfrontiert, bei denen Missbrauch oder erlebte Gewalt schon länger zurückliegen

Dessau- Roßlau im November 2020